Dauerausstellung
Die Dauerausstellung in der Kurfürstlichen Kanzlei
Das Stadt- und Kulturgeschichtliche Museum Torgau eröffnete am 15. April 2005 seine aktuelle Dauerausstellung in der Kurfürstlichen Kanzlei. Alle Besucher sind eingeladen, der Geschichte Torgaus und seiner Kultur auf besondere Weise zu begegnen.
Hier erhalten Sie einen Überblick über die für Torgau wichtigsten Ereignisse und geschichtlichen Zusammenhänge. Dazu zeigen wir Ihnen einige besondere Exponate unserer zukünftigen Ausstellung.
„torgov“ bedeutet Markt
973 erstmals urkundlich erwähnt entwickelte sich Torgau bis zum 14. Jh. zu einer florierenden Stadt. Torgov – dem Slawischen entlehnt – bedeutet Markt. Aufgrund des Porphyrfelsens, auf dem Torgau gegründet ist und der sich unter der Elbe hindurchzieht, konnte der Fluss an dieser Stelle sicher überquert werden. Fernhandelsstraßen kreuzten sich hier, so dass neben der mittelalterlichen Burg mit ihrer Burgmannensiedlung eine Kaufmannssiedlung entstand.
Den wirtschaftlichen Aufschwung des 15. Jh. verdankt die Stadt auch dem stark ausgeprägten Braugewerbe. Das „Torgisch“ fand bereits im Mittelalter weit über Sachsen hinaus rege Abnahme, es galt als begehrtes Getränk und haltbares Langbier.
Torgaus Blütezeit: Residenz,Renaissance und Reformation
Die Glanz- und Blütezeit Torgaus ist mit den sächsischen Kurfürsten des 15. und 16. Jh. verbunden. Herzog Albrecht errichtete den nach ihm benannten „Albrechtsbau“ (1482 bis 1485), womit sich die Umwandlung von Burg in „Schloss Hartenfels“ vollzog. Kurfürst Ernst und Friedrich, genannt der Weise, residierten neben Wittenberg auch in Torgau und Johann der Beständige wählte Torgau zu seinem ständigen Regierungssitz und Aufenthaltsort.
Johann Friedrich der Großmütige ließ durch den Baumeister Konrad Krebs 1533-40 das Hauptwerk der Frührenaissance in Deutschland errichten, den sogenannten „Johann-Friedrich-Bau“. Mit seinem eindrucksvollen Wendelstein – ein geniales Meisterwerk im Treppenbau – erstaunt er bis heute die Besucher des Schlosses.
Torgau, bezeichnet als „Amme der Reformation“, wurde politisches, kulturelles und religiöses Zentrum weit über Sachsen hinaus. Hier konnte sich die reformatorische Lehre Luthers schnell verbreiten. 1520 hielt Valentin Tham in der Nikolaikirche die erste evangelische Predigt. Luther selbst predigte 1521 erstmalig in der Stadt. 1544 weihte er die Schlosskapelle als ersten protestantischen Kirchenbau ein.
Phillip Melanchthon überreichte dem Kurfürsten 1530 die sogenannten „Torgauer Artikel“, die als Grundlage für das Augsburger Bekenntnis der Protestanten dienten. Der Torgauer Kantor Johann Walter legte die gesamte musikalische protestantische Liturgie fest, seine Kantorei diente als Vorbild für alle anderen Länder.
Katharina von Bora, die Ehefrau Martin Luthers, gelangte 1552 – auf der Flucht vor der in Wittenberg ausgebrochenen Pest – nach Torgau, verstarb hier und wurde in der Marienkirche beigesetzt.
Mit der Schlacht bei Mühlberg 1547 endete die Residenzzeit für Torgau. Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige verlor seine Kurwürde an Herzog Moritz von Sachsen. Dennoch blieb Torgau bis ins 18. Jh. hinein Ausrichtungsort für Landtage und großzügige höfische Feste.
Bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges hinein erlebte die Stadt eine Blütezeit. Zahlreiche prachtvolle Bürgerhäuser, besonders das Rathaus (1563-65) und das Bürgermeister-Ringenhain-Haus (1594–1630) zeugen davon.
Kriegszeiten in Torgau und „Klein-Potsdam“
Aufgrund der strategisch und wirtschaftlich günstigen Lage am Elbübergang litt Torgau zu Kriegszeiten immer wieder unter hohen Kontributionen, Verwüstungen des Schlosses und Besatzungen. Auf Veranlassung Napoleon I. gab König Friedrich August 1810 den Befehl, Torgau zu befestigen. Dies hatte eine völlige Veränderung des Stadtbildes zur Folge. Vor allem die Vorstädte, soziale und sakrale Bauten fielen den Festungsbauten zum Opfer.
1815 fiel Torgau an Preußen, womit die städtische Gerichtsbarkeit preußischem Recht weichen musste. Das Schloss wurde zur Kaserne umgewandelt und die Stadt entwickelte sich zu einem „Klein-Potsdam“.
Torgau im 20. Jahrhundert – Begegnung an der Elbe
Die militärische Besatzung sicherte die wirtschaftliche Grundlage der Stadt bis zum Ersten Weltkrieg. Nach der Reduzierung des Heeres 1919 siedelte der Stadtrat Industrie in Torgau an. 1935 wurden bereits wieder Truppen hierher verlegt.
Im Zweiten Weltkrieg lag in Torgau die Spitze der Militärgerichtsbarkeit der Wehrmacht: das Reichskriegsgericht und die Wehrmachtgefängnisse Fort Zinna und Brückenkopf. Weltberühmt wurde Torgau aber durch die erste Begegnung amerikanischer und sowjetischer Soldaten am 25. April 1945.
Die Fotos vom symbolträchtigen Händedruck über der Elbe gingen um die Welt.
Torgau heute
Seit der DDR-Zeit, der politischen Wende 1989 und der Wiedervereinigung sind nun 20 Jahre vergangen. Im Jahr 2004 wurde ganz Torgau mit seinem Schloss, dem wunderschön restaurierten Stadtbild und seinen zahlreichen geschichtsträchtigen Bürgerhäusern zum Schauplatz der 2. Sächsischen Landesausstellung. Das Thema „Glaube und Macht – Sachsen im Europa der Reformationszeit“ lockte über 226.000 Besucher an.
Weiterführende Literatur:
Cecilie Hollberg, Die Geschichte der Stadt Torgau, in: Torgau, Stadt der Renaissance, Dresden 2003
Karl-Heinz Blaschke, Geschichtliche Einleitung, in: Denkmale der Stadt Torgau, Leipzig 1976